Auf den Spuren des „Weißen Goldes“
Wem der historische Einfluss der Kelten auf Österreich interessiert und gleichzeitig Rekreation und sportliche Herausforderungen sucht, dem sei Bad Dürrnberg bei Hallein empfohlen. Ein Ort an dem Mann und Frau es auf den ersten Blick nicht für möglich halten würde, wie viel man dort erleben kann.
Einem der wichtigsten Naturschätze, der eigentlich zur Gänze aus Natriumchlorid besteht, misst man heute entsprechend der gegenwärtigen ökonomischen Maßstäbe kaum mehr den Wert bei, den Salz einst hatte. In Bad Dürrnberg, nahe Hallein nutzten bereits steinzeitliche Bewohner im 2. Jahrtausend vor Christi Geburt, die in den obersten Gesteinsschichten vorhandene chemische Verbindung, ein „Überbleibsel“ des ehemaligen Urmeeres. Das rohe Fleisch erlegter Wildtiere lies sich mit Salz eine bestimmte Zeit lang konservieren. Erst knapp eineinhalb Jahrtausende später, betrieben die Kelten mit einfachem Werkzeug Bergbau am Dürrnberg, dessen Spuren heute sehr eindrucksvoll im authentisch präsentierten Keltendorf nachzuvollziehen sind. Die mühsame und gefährliche Arbeit in den größtenteils unzureichend, oft mit viel zu schwachen Holzgebälk gesicherten Stollen, forderte viele Opfer. Dennoch gelang den Kelten mit dem Salzhandel der wirtschaftliche Aufstieg, dem erst die Eingliederung ihrer Stämme in das Römische Reich vorerst ein Ende bereitete. Erst etwas mehr als 1000 Jahre später trieb das Erzbistum Salzburg den Abbau des „weißen Schatzes“ mittels eines Sinkwerkes voran. Die in den Berg durch Menschenhand gehauenen Hohlräume wurden mit Wasser gefüllt. Aus dem salzhaltigen Wasser, der Sole wird dann das Kochsalz ausgedünstet.
Die überaus kluge Handelspolitik der Salzburger Erzbischöfe, wobei hier insbesondere Wolf Dietrich von Raitenau, die wichtigste Persönlichkeit, die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Salzburgs und dessen Aufstieg zu einer der repräsentativsten barocken Städte Europas wurde. Seine immer stärker werdenden Differenzen mit der Fürstprobstei Berchtesgaden sowie mit Kurfürst Maximilian I. von Bayern führten zum Verlust seiner Position als Fürsterzbischof. Der Salzabbau am Dürrnberg wird weiter mit großem Erfolg betrieben und hat sich längst zur soliden Haupteinnahmequelle der gesamten Region entwickelt, auch als das Erzbistum Salzburg auf Grund der Entscheidungen des Wiener Kongresses ab dem Jahre 1816 Teil des Kaisertums Österreich wurde. Mit Beginn der 1970er Jahre begann mit der Eröffnung der Großsaline in Ebensee mehr oder weniger der Niedergang der Saline in Bad Dürrnberg, die als Produktionsstandort am 31. Juli 1989 geschlossen und 5 Jahre später als Schaubergwerk wieder eröffnet wurde.
An einem wolkenlosen Wintertag, versammelt sich eine Gruppe mutiger Besucher vor der Kasse der „Salzwelten“ und alle müssen sich weißgraue Schutzkleidung zum Schutz der eigenen Gewandung anlegen. Kurz danach geht es rasant mit der Grubenbahn in die dunkle, kühle und geheimnisvolle Welt der Knappen, die über Jahrhunderte tief unter der Erdoberfläche das begehrte Mineral auch unter Lebensgefahr abgebaut haben. Kurz nach der Einfahrt in den Stollen bleibt die Bahn ächzend stehen. Eine junge, sehr aufmerksame und überaus belesene junge Dame führt die bunt zusammengewürfelte Gruppe an Besuchern als vieler Herrn Länder eifrig an. In einem großen, perfekt ausgeleuchteten Raum unter Tage versammelt die engagierte Angestellte der Salzwelten ihre Gäste um sich, um Ihnen die historischen Grundlagen und Arbeitsmethoden des Salzabbaus zweisprachig, in Deutsch und Englisch näher zu bringen. Langsam und vorsichtig wandeln einzelne Gruppen in den engen, streckenweise dürftig ausgeleuchteten Kavernen zu einem gemeinsamen Treffpunkt, dabei überschreiten die Damen und Herrn aller Altersgruppen mit großem Erstaunen unterirdisch die Österreichisch-Bayrische Grenze. Viele ließen sich beim „Grenzübertritt“ im schalen Licht gerne für das Familienalbum verewigen. Im bunten Licht einiger Reflektoren glitzert tief im Berg der unterirdische Salzsee, leise, sehr beruhigend wirkende Musik untermalt die romantisch anmutende Atmosphäre. Mit einem hölzernen Kahn überquert man die Wasserfläche, ehe man „am anderen Ufer“ nach einigen Schritten zu einer Holzrutsche gelangt, die noch tiefer ins Innere das Salzbergwerkes führt. Das „Abrutschen“ war nur zu zweit möglich. Behutsam schob man sich und die „Vorderfrau“, im konkreten Fall eine junge, etwas unsicher wirkende Irin, bis zur Kante, ehe es steil bergab ging auf der hölzernen Rutsche, der kühle „Fahrtwind“ wirkt erfrischend. Mit einem abrupten Ruck kam das Duo zum Stillstand. Die schmächtige Frau von der grünen Insel bedankte sich und eilte in Richtung der Grubenbahn, die alle wieder sicher ans Tageslicht brachte.
Die zarten weißen Wolken am Himmel und die würzige Gebirgsluft belebten die Gemüter, ehe das liebevoll aufgebaute Keltendorf aufgesucht wurde. Die strohgedeckten Hütten auf den steilen Hängen laden zu einer spannenden Zeitreise in eine Ära ein, die durch Entbehrungen und lange harte Arbeit gekennzeichnet war. Dem aufmerksamen Betrachter offenbart sich die einfache Lebensweise der damaligen Menschen durch die Werkzeuge und die Einrichtung ihrer Behausungen. Die Kelten schätzten das Gemeinschaftsleben sehr, der Nachbau eines „Versammlungshauses“ legt Zeugnis davon ab. Die Keltenfürsten pflegten nicht nur im Diesseits einen aufwendigen Lebensstil, der ihrem Stand gerecht wurde, sondern wurden auch für das Jenseits mit all dem ausgerüstet, das bereits zu ihren Lebzeiten als Symbol ihrer Macht galt: Der Streitwagen, die Waffen und der Schmuck.
Ein besonderes Wahrzeichen der 746 Seelen zählenden Gemeinde direkt an der bayrischen Grenze ist die am Anfang des 17. Jahrhunderts entstandene Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt, die auf einem Felsplateau weithin sichtbar ist. Doch Bad Dürrnberg ist auch ein Höhenluftkurort, der sich durch die klare Gebirgsluft sowie sein solehaltiges Wasser auszeichnet. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre investierte das Kurhotel St. Joseph in die Errichtung eines Sole-Hallenbades, das gezielte Therapien bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, des Stoffwechsels, der Lunge und Atemwege sowie der Haut anbietet. Ein Aufenthalt am „Dürrnberg“ ist lehrreich und heilsam zugleich.
Weitere Informationen: