Das Öl der Götter

Lukullus - 08.08.2017 - Michael Ellenbogen BA, MA

Keine andere Frucht ist in der Historie der Menschheit öfter beschrieben worden als die Olive. Eine Frucht der Götter, eigentlich ausschließlich von der Göttin Athene. In der alten griechischen Mythologie warben sie und der Gott der Meere, Poseidon um die Gunst der Menschen einer Stadt. Der Herrscher des großen Wassers schenkte den Bewohnern einen Brunnen, deren Wasser sie aber nicht trinken konnten, da es salzig war. Athene hingegen schleuderte ihren Speer in den Boden. An dieser Stelle wuchs ein Olivenbaum und labte die Menschen des Ortes, die diesen von nun an nach ihr benannten.

Die griechische Hauptstadt ward geboren. Tatsächlich gibt es in diesem Land Olivenbäume die nachgewiesener Maßen 2500 Jahre alt sind. Das Öl dieser gesunden Frucht wird seit Jahrtausenden im gesamten mediterranen Raum zum Kochen ebenso wie bei der Zubereitung von Salaten verwendet. Das Resultat bei regelmäßigem Konsum von Olivenöl ist medizinisch mehrfach bewiesen: Arteriosklerose und Herzinfarkt kommen weitaus weniger vor ebenso wie Magen- und Darmkrebs. Olivenöl senkt das Risiko der Bildung von Tumoren und auch die Psyche profitiert vom Öl der Götterfrucht: Depressive Erkrankungen brechen weitaus weniger oft aus. Aus der Welt der humanmedizinischen Forschung gibt es außerdem ein weiteres Novum zu berichten: Die Polyphenole, also Stoffe die sowohl die Farbe als auch das Aroma vegetarischer Nahrungsmittel kontrollieren behindern die Wirkung des Enzyms Xanthinoxidase, das an der Bildung von Krebszellen maßgeblich beteiligt ist.

Also enthält das Öl der Oliven doch die göttliche Kraft, von dem in der Mythologie die Rede ist? Ein „Tröpfchen“ Wahrheit ist also dabei, vielleicht auch mehrere. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich innerhalb der Agrarwirtschaft ein eigener Zweig entwickelt, der dieses Lebensmittel industriell erzeugt und weltweit anzubieten vermag. Diese Entwicklung ist für eklatante Preis- ebenso wie Qualitätsunterschiede verantwortlich. Olivenöl ist also nicht gleich Olivenöl. Das hat einige Produzenten dieses Lebensmittels bewogen wieder zu alten, traditionellen Anbau- und Ernteformen zurückzukehren, wie Mario Tauro Palmisano, dem bewusst wurde, welch Schindluder mit dieser wertvollen Frucht im großen Stil begangen wird. Der einmalige Charakter der apulischen Landschaft hat den im italienischen Fasano geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Mann im reifen Alter dazu bewogen diese uralten Olivenbäume kennenzulernen, sich mit ihnen ausgiebig zu beschäftigen und aus ihren Früchten ein spezielles und sehr wertvolles Öl zu produzieren. Aus einem kleinen Olivenhain wurden mehrere. Die Liebe zu dieser Pflanze und das Bemühen nach einem besonderen, unvergleichlichen Extrakt entwickelte sich kontinuierlich. Das wichtigste Gebot bei der Bewirtschaftung ist dabei eine ausschließlich ökologische Bewirtschaftung der Haine ohne jegliche Hilfsmittel, die den Bäumen, dem Boden, der Umwelt und dem Verbraucher schaden würden. In der sanften, nahezu unberührten Landschaft Apuliens in der die Zeit seit längerem „Urlaub“ macht, gedeihen Olivenbäume, die seit Anbeginn der Kulturgeschichte des Homo Sapiens, also seit mehreren tausend Jahren, verlässlich ihre Früchte tragen und diese den oft unbedarften menschlichen Existenzen der Gegenwart schenken, ohne das ihnen der immense Wert bewusst wird, den sie da in ihren Körben zu den Pressen tragen.

Anders war das allerdings bei Mario Tauro Palmisano, der als Automechaniker, Tontechniker und Fotograf erfolgreich war, ehe er das wertvolle Öl der Oliven schätzen, ja lieben lernte, und sich entschloss mit diesem köstlichen Gut von Mutter Natur eine neue Profession aufzubauen. Das Olivenöl, gewissermaßen ein „Urlebensmittel“, dessen Nährwert sowie Facettenreichtum an heilenden Eigenschaften unübertroffen ist. Das wusste man bereits im Altertum. Daher entwickelte sich in Südeuropa eine eigene Kultur in dessen Mittelpunkt der Ölbaum steht. Die Arbeit mit diesem äußerst wertvollen Geschenk von Mutter Natur nahm Mario Tauro gewissermaßen „gefangen“, im positivsten Sinne natürlich. Er beschloss weitere Olivenhaine zu erwerben um diese ausschließlich nach ökologischen Maßstäben zu bewirtschaften.

Dazu gehören mittlerweile auch acht Esel, die ihren Teil dazu betragen, um ein ganz besonderes Öl zu gewinnen. Schockierend für Signore Palmisano war anfänglich die Erfahrung, wie die Eigner anderer Olivenhaine ihr „Öl“ gewinnen. Die Herren vernichteten das Gras unter den Bäumen mit Glyphosat, einem Unkrautvernichtungsmittel, um dann mit allerlei Maschinen, wie Traktoren sowie Kehr- und Rüttelgeräten, die mit giftigen Substanzen getränkten Oliven aufzusammeln. Der in Deutschland aufgewachsene Mann, schüttelte ob solcher „Produktionsmethoden“ den Kopf und meinte sichtlich befremdet: „Mit diesem „Olivenöl“ würde ich höchstens meine katalysierte Motorsäge betreiben.“ Die Erzeugung dieses Öls ist nicht nur eine „Arbeit“ oder ein „Geschäft“, sondern eine sehr tief gehende Beziehung zwischen Ölbaum und Mensch, der dieses außergewöhnliche Gewächs mit höchster Sorgfalt und Sensibilität sowie mit viel Liebe aufzieht und gedeihen lässt. In Apulien sind die Olivenhaine Gott sei Dank naturbelassen und werden nicht zur Gänze bewirtschaftet. Mario entschloss sich unter all diesen für ihn entscheidenden Bedingungen ein besonderes Öl der Olivenfrucht zu produzieren, das „ORO MESSAPICO“, ein in seiner Reinheit unübertroffenes Produkt, das nur von Hand oder mit dem Elektrorechen gepflückt wird und mit einem elektrisch betriebenen Rüttelsieb verlesen werden. Die alten Bäume werden nur mit Sicherheitsleitern bestiegen und Hebebühnen, die von dieselbetriebenen Traktoren in die Höhe gehievt werden, kommen niemals zum Einsatz. Die Pflanzen werden mit natürlichen Mitteln vor Insektenbefall geschützt und deren Früchte mit glasklarem und temperiertem Wasser gereinigt. Beim oftmals notwendigen Beschneiden der Bäume kommen ausschließlich Sägen mit Elektroantrieb oder Motorsägen mit Katalysator zum Einsatz.  

Während der Ernte kommen dieselangetriebene Lastfahrzeuge je nach Windrichtung nicht näher als 100 Meter an die Olivenkulturen heran, um eine Verseuchung durch krebserregende Dieselabgase zu verhindern. Alle Haine liegen glücklicherweise nicht in der Nähe von Schnellstraßen, Autobahnen, Mülldeponien, Industrieanlagen, Flughäfen, großen Bahnhöfen oder Chemiebetrieben. Bei den Transport- und Manipulationsaufgaben im Bereich der Ölmühle kommen ausschließlich Elektrogabelstapler zum Einsatz. Die Pflückhelfer, die während der Lese erkältet sind, arbeiten entweder nicht weiter oder müssen Latexhandschuhe und klinischen Mundschutz tragen, um zu verhindern, dass Krankheitserreger ins kaltgepresste Öl gelangen. „Unser Millenium und Primitivo Olivenöl aus der Steinmühle ist zu 100 % kaltgepresst. Wir haben in diesem Zusammenhang festgestellt, dass die Temperatur im Presskern ab ca. 200 bar Arbeitsdruck die EVO Grenzwerte von 27 Grad Celsius bei weitem überschreitet,“ erläutert Padrone Mario Tauro Palmisano die Herstellungsvoraussetzungen. Bei einer Außentemperatur von 20 Grad Celsius und einem Druck von 400 bar (allgemein angewendeter Pressdruck) im Presskern wird meistens eine Temperatur von 52 Grad Celsius gemessen. Die Presse wird daher bei 200 bar abgeschaltet und auf die Verarbeitung der restlichen Ölmenge verzichtet der Produzent bewusst. Olivenöl in vollkommener Reinheit ist ein Geschenk mit nahezu himmlischem Charakter. Man muss es behutsam und mit äußerstem Respekt behandeln.

Marios Haine sind zu seinem Lebensinhalt und das außergewöhnliche Öl zu einer Art ambrosischem Elixier geworden. „Wer einmal beobachtet hat, mit welcher Geduld, Liebe und Ehrfurcht die Früchte des Olivenbaumes abgeerntet werden, wird verstehen, dass man in manchen Regionen glaubt, der Ertrag der Ernte sei abhängig von der Moral und der inneren Haltung der Pflücker,“ ein Zitat das auf berührende Weise die verinnerlichte Beziehung von Mario Tauro Palmisano zur Olive und deren Öl wiederspiegelt. Er versteht es die Menschen mit der Vielfalt der wohlschmeckenden und heilsamen Geheimnisse dieser wunderbaren Frucht vertraut zu machen. Nähere Informationen zum Öl der Götter: Oro Messapico Olivenölkultur Mario Tauro Palmisano Mobil: +39 335 8189801 E-Mail: info@oromessapico.com Internet: www.oromessapico.com

Fotos: Oro Messapico Olivenölkultur Mario Tauro Palmisano

Genussvolles Teilen
Der Autor dieses Artikels
Michael Ellenbogen BA, MA
Michael Ellenbogen
Michael Ellenbogen BA,MA, geboren in Wien, seit 1993 als freier Journalist in Wien tätig, hat Politikwissenschaft in Wien studiert und das interdisziplinäre Studium der Balkanwissenschaften abgeschlossen.