Eine Genussoase am Roten Meer

Reise - 08.08.2017 - Michael Ellenbogen BA, MA

Die Maschine bewegt sich durch die stockdunkle Nacht. Die Triebwerke orgeln gleichmäßig. Viele der Passagiere dösen vor sich hin. Bald wird der Aluminiumvogel in Marsa Alam einem vor geraumer Zeit noch völlig unbekannten Fischerdorf landen, das sich langsam zu einer immer beliebteren Destination mausert an der sich der Kontrast zwischen den unberührten Korallenriffs und seiner Artenvielfalt sowie der stillen Idylle der Wüste sehr eindringlich erleben lässt

Ein ehemals unbedeutender Ort entwickelt sich zur Erlebnisdestination

Andere Badeorte am Roten Meer, wie Hurghada oder Sharm el Sheik sind seit Jahren der Dreh- und Angelpunkt für europäische Besucher, die dem heimischen Winter entfliehen und sich im sommerlichen Ambiente einer Vielzahl an landschaftlichen ebenso wie sportlichen und lukullischen Herausforderungen hingeben. Die kleine Stadt im südlichen Ägypten präsentiert sich dagegen noch nahezu jungfräulich. Vor 2 Jahrzehnten wurde die kleine, verschlafene Ortschaft ob seiner außergewöhnlichen Küstenlinie aus dem Dornröschenschlaf geholt und für Sonnenanbeter und Wassersportler ausgebaut. Eines der kleinen Paradiese in dem Körper und Geist zu sich finden, das Steigenberger Coraya Beach Resort lässt keine Wünsche offen wenn Entspannung mit Stil gefragt ist. Mit einer anmutigen Sandbucht begrüßt das Rote Meer seine Gäste, die sich noch vor wenigen Stunden mit Daunenjacken und dicken Pullovern die Kälte vom Leibe hielten. Im knietiefen Wasser lässt sich die Bucht durchwandern. Neugierige Meeresbewohner, kleinere Fische, sogenannte „Bronzestreifen- Grunzer“ schwimmen in neugierig um das „Wesen“ herum, das mit schwerem Schritt den Sand unter Wasser aufwirbelt. Das warme Meereswasser umspielt sanft die Beine und macht Lust auf einen Ausflug Tauchermaske, Schnorchel und Flossen. Das farbenprächtige Korallenriff mit seiner vielfältigen Flora und Fauna. Ein großer Imperatorkaiserfisch zieht majestätisch vorbei und einige Clownfische begeistern den Betrachter mit ihrem eigentümlichen orange-weißen Farbmuster.

Erholung und interessante Gespräche am 800 Meter langen Strand

In der Nähe des Steges treibt ein prächtiger Feuerfisch im seichten Wasser, einige Badegäste sind nervös und beäugen das Tier ängstlich. Bob der freundliche Strandmeister aus Jamaica beruhigt die aufgeregte Schar, die sich dann vorsichtig in die warmen Fluten begeben und das warme, glasklare Wasser genießen. Die meisten Urlauber genießen die Sonne, einige nippen an einer Mineralwasserflasche. Rasch kommt man ins Gespräch. Ein junger Deutscher aus der Oberpfalz präsentiert seine außergewöhnlichen Unterwasserbilder auf seiner wasserdichten Digitalkamera. Eine attraktive Italienerin in mittleren Jahren erhebt sich grazil von ihrem Liegestuhl und fährt sich sinnlich durch ihre dunkelblonden Haare. Ein weißhäutiger Engländer cremt seiner braungebrannten Freundin gerade den Rücken ein. Immer wieder kommen Kellner von der nahegelegenen Bar vorbei und nehmen Bestellungen auf. Cola, Cocktails und so manches Glas Weißwein wird gebracht. Die Hitze macht durstig, vom Meer her erfrischt eine kühlende Brise den heißen Körper. Ein Bad tut jetzt gut. Danach wird unter den Bastschirmen geruht. Am Meer ist immer etwas los. Eine reife Dame sammelt Muscheln und Bruchstücke von Korallen. Große Schlauchboote verlassen mit Tauchern in schwarzen Neoprenanzügen den gegenüberliegenden Steg. Die Steuermänner geben Gas. Das Wasser gischtet weiß. Die Idylle an der Küste verleitet zu einem kurzen Tagtraum im Liegestuhl.

Aquapower im Rahmen einer architektonischen Besonderheit

Noch ruhiger ist es am Swimmingpool im Herzen des Resorts. Eine architektonische Meisterleistung mit eindrucksvollem Wasserfall und einer kleinen Holzbrücke laden zum Verweilen ein. Abkühlung im blauen Wasser animiert den Körper zur Bewegung. Nicht viele aber doch einige Schwimmstöße beleben den Corpus, der sich bereits an die angenehme Liege unter gewöhnt hat. Danach ein wohlverdienter Drink, diesmal ein Caprinha an der Poolbar. Genuss pur. Der Tag sollte niemals zu Ende gehen. Der Nachmittag verabschiedet sich und in der blauen Stunde lässt sich auf der Hochterrasse von Zuzu ́s Bar die orientalische Atmosphäre in vollen Zügen erleben. Die ganze Anlage, das kleine Paradies präsentiert sich in seinem außergewöhnlichen Formen- und Farbenreichtum dem Betrachter.

Delikatessen aus Tausend und einer Nacht

Der Hunger regt sich und geleitet in den Speisesaal. Ein lukullisches Märchen von Tausend und einer Nacht wird wahr: Es duftet nach Kuskus. Alle Köstlichkeiten der orientalischen Küche verzaubern das Auge und später den Gaumen. Auch für spezielle Wünsche ist gesorgt. Ein älteres Ehepaar wünscht sich Lammkoteletts, die an diesem Abend nicht am Büffet angeboten wurden. Der Chefkoch persönlich serviert die Portionen des fein durchgebratenen Fleisches an dem sich die beiden Genießer delektierten. Jeder Wunsch wird den Geladenen von den Augen abgelesen. Bestimmte Gewürze werden gereicht und dem kontinentalen Geschmack bislang unbekannte Speisenkreationen werden dem neugierigen Betrachtern fachkundig präsentiert. Die Vielfalt der Gaumenfreuden kennt absolut keine Grenzen, lässt sich zu Recht als weltumspannend bezeichnen. Europäische, Arabische und an manchen Tagen auch asiatische Leckerbissen lassen die Wahl nur kurzzeitig zur Qual mutieren, da die Entscheidung letzten Endes eindeutig ausfällt: Man nimmt von allem ein Wenig. Für das ausgiebige Abendmahl nimmt man sich Zeit. In der Ruhe liegt der Genuss, ehe man langsam zum Abendprogramm schreitet. Ein kubanisches Trio verzaubert seine Zuhörer mit Jazz- und Soulsongs ehe feurige Salsarythmen das Publikum zu temperamentvollen Tänzen animieren. Tanzeinlagen beduinischer Tänzerinnen und Tänzer regt im Auditorium die Begeisterung an. Ein erlebnisgespickter Urlaubstag nähert sich seinem Ende zu und geleitet die Damen und Herrn im angenehmen Bett in das Reich der Träume. Sogar die Qualität und das Konsistenz der Polster kann man sich aussuchen, um optimal zu schlafen.

Morgenstund ́ hat Gold im Mund. . . .

Für den Erlebnishungrigen beginnt der Tag zeitig. Kurz nach Sonnenaufgang lädt eine kleine, verschwiegene Bucht zu einem frühen Ausflug. Das kurze Stück Wüste an der Grenze des Resorts ist schnell durchquert, ehe man sich an einem Liegestuhl niederlässt und zunächst das malerische Antlitz des Meerbusens auf sich einwirken lässt, ehe man ein die Lebensgeister weckendes Bad im flachen Wasser wagt. Das Rote Meer scheint unendlich. Die Brandung wird stärker. Jetzt noch ein kleiner Spaziergang durch die Anlage, deren Gärten gerade bewässert werden. Einige Gärtner beschneiden behutsam Sträucher und jäten Unkraut. Sie grüßen. Ein Garten Eden mitten in der Wüste Ägyptens bewegt die ästhetische Seite jedes sensiblen Beobachters. Der junge Tag birgt wieder neue, bislang unbekannte aber sinnliche Erlebnisse. Die Zeit vergeht rasch und bald wird die Rückreise angetreten. War das alles nur ein Traum? Gewissermaßen. Aber er lässt sich jederzeit wiederholen.

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Der Autor dieses Artikels
Michael Ellenbogen BA, MA
Michael Ellenbogen
Michael Ellenbogen BA,MA, geboren in Wien, seit 1993 als freier Journalist in Wien tätig, hat Politikwissenschaft in Wien studiert und das interdisziplinäre Studium der Balkanwissenschaften abgeschlossen.