Joel - ein Kind des Friedens und der Liebe
Die großartige Premiere der Kinderoper „1398: Der Bettelknabe“, am 1. Mai 2015, ein Werk des Komponisten und Dirigenten Gerhard Wirth, der auch die Präsidentschaft der Wiener Sängerknaben innehat, erhielt bereits in jungen Jahren seine musikalische Ausbildung bei der weltberühmten Institution, die er musikalisch leitet, fördert das Bedürfnis nach einer friedfertigen und verständnisvollen Welt, in der Krieg und Gewalt keinen Platz mehr haben
Ein Wunschgedanke. Auf der Bühne jedenfalls präsentieren DarstellerInnen aller Generationen die menschlichen, gesellschaftlichen und konfessionellen Herausforderungen einer Epoche als Ketzer, Abweicher des christlichen Glaubens mit dem Tod auf dem Tod auf dem Scheiterhaufen bestraft wurden. Erzherzog Albrecht IV von Österreich will jedoch keinen der „Abtrünnigen“ töten lassen und beruft sich dabei auf das 5. Gebot „Du sollst nicht töten.“
Aus diesem Grund beschließt der Adelige nach Jerusalem zu reisen, um innerlich eine Bestätigung für seine Einstellung zu finden. Die Entourage des Erzherzogs besteht aus dessen Beichtvater, Bruder Johannes, dem Hofnarren, einigen Rittern zur Sicherheit der Pilger sowie dem Chorknaben Thomas. Omar, ein Sarazene führt die Gruppe durch die Wüste, in der viele Gefahren lauern. Gleichzeitig durchquert eine Handelskarawane, der Joel, ein Knabe und dessen Großvater Manasse ben Jehuda angehöret, die heiße, unwirtliche Region. In der Dunkelheit einer sternenlosen Nacht überfallen Räuber das Lager der Karawane, rauben alles und töten alle Reisenden sowie auch Joels Großvater. Der Bub überlebt als Einziger dieses Desaster. Erzherzog Albrecht und seine Pilgerschar greifen den desorientierten Jungen, dem der Schock des Geschehenen noch anzusehen war auf und nehmen ihn mit, besteigen in Jaffa ein Schiff und segeln Richtung Venedig.
Auf der Fahrt gerät die Gruppe in einen Sturm. Alle Anwesenden meinen, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Plötzlich singt Joel und die Angst weicht aus den Gemütern der Männer. Sie kommen in der Lagunenstadt an und reisen weiter nach Wien. Bei Hof angekommen, soll der junge Mann aus der Wüste mit der schönen Stimme Mitglied des Knabenchores werden. Doch die anderen Chorknaben lehnen den Neuling ab, grenzen ihn aus, beleidigen ihn, schubsen ihn herum und prügeln Joel. Der Hofnarr wird in dieser Situation sein einziger Freund, auch er erfährt tagtäglich Spott und Demütigung, aber er muss diesen auf Grund seiner Position im Hofstaat ertragen. Ein stiller Zuhörer des Gesprächs zwischen dem Hofnarren und Joel ist Erzherzog Albrecht höchstpersönlich. Ihm imponiert der Inhalt der Diskussion, in der Bursche aus der Wüste und der höfische Spaßmacher beschließen die Welt zu entdecken um Erfahrungen zu sammeln und für das Leben zu lernen.
Bei einem großen Fest zu Ehren Albrechts verkündet dieser die Regierungsgeschäfte im vollen Umfang übernehmen zu übernehmen und bei allen „Ketzern“ Gnade vor Recht ergehen zu lassen. In Jerusalem hat sich sein Glaube und Orientierung an den 10 Geboten Gottes gefestigt. Auf dem Fest brilliert Joel durch seinen Gesang und der Erzherzog bietet dem Buben an für immer bei Hofe bleiben zu können. Doch der jugendliche Musikus sowie sein bester Freund, der Hofnarr beschließen die große Welt zu erkunden, allerdings mit der Option vielleicht einmal wieder zurückzukehren.
Das Engagement der jugendlichen Darsteller präsentierte pure Professionalität ebenso wie deren Liebenswürdigkeit sowie Authentizität. Jedes Mitglied des Ensembles nahm seine Rolle mit Hingabe und viel Gefühl war. Die Textgestaltung von Tina Breckwoldt animiert bei jedem Satz zum Nachdenken und fördert den ursächlichen Wunsch aller Menschen nach einem verständnisvollen Miteinander. Die Kinderoper „1398: Der Bettelknabe“ gehört zum Repertoire des MuTh und gewinnt bei jeder Aufführung neue Freunde, die diese wunderbare Musik und die ausgezeichnete Bühnenperformance zu schätzen wissen.
Nächsten Vorstellungen:
12.,13. und 16. Februar 2016 im MuTh
Alle Fotos von Lukas Beck, MuTh