Ein Wiener Baujuwel mit mediterranen Eigenschaften
Viele Kulturmetropolen Europas präsentieren auf faszinierende Weise Einflüsse von Völkern, die in verschiedenen historischen Epochen bestimmte kulturelle Zeichen setzten in Relikten, die allen gesellschaftlichen Umbrüchen trotzten und bis heute erhalten geblieben sind.
Auch in der Donaumetropole Wien lassen sich auf Schritt und Tritt Elemente ethnischer Entwicklungen nachweisen, durch die die Stadt zu Recht die Bezeichnung „Schmelztiegel der Nationen“ erhielt. Diese Zeichen sind nicht immer leicht zu finden, insbesondere, wenn man nach kulturellen Spuren bestimmter Völker sucht. Doch engagierte Besucher/innen mit der nötigen Muße entdecken bei ihren städtischen Expeditionen, die sie oft bis an die Periphere der Stadt führen, ungeahnte „Schätze“ eindeutig kultureller Zugehörigkeit. Historisch relevante Bauwerke stehen diesbezüglich sowohl im Interesse neugieriger Besucher, als auch von Architekten und Wissenschaftern, die einzelne geschichtliche Perioden einer Region oder eines Stadtteils anhand von forschungsarbeiten an wertvollen Gebäuden authentisch darstellen wollen.
Die Villa Aurora aus dem Jahre 1785 am Predigtstuhl in Ottakring, dem 16. Wiener Gemeindebezirk, lässt sich zweifellos als geheimnisvolles Baujuwel der k.u.k.-Zeit bezeichnen, das jahrzehntelang unentdeckt blieb. Der Wiener Renovierungskünstler Friedrich Robert Falkner nahm die Herausforderung einer behutsamen Restaurierung der wertvollen Bausubstanz sehr genau und setzte diese mit hoher Verantwortung gegenüber dem würdigen geschichtlichen Hintergrund Schritt für Schritt um. Bei repräsentativen Häusern der Monarchie sind manchmal auch eindeutig gestalterische Einflüsse bestimmter Kronländer erkennbar.
Ein markantes Beispiel dafür ist das ehemalige Marinesektionsgebäude in der Vorderen Zollamtsstraße 9, an dessen Fassade die Wappen der einstigen Hafenstädte Österreich-Ungarns zu sehen sind, die heute das kulturelle Erbe Kroatiens mit-repräsentieren.
So einfach wird es einem Betrachter bei der Erkundung der Villa Aurora aber nicht gemacht. Man stößt schließlich auf objektivierte Reverenz, die zufolge des ehemaligen Lebensgefühls „Seefahrnation Österreich“ entstanden sein mag, sichtbar anhand der „Arche Aurora“, einem hölzernen Fischkutter, den der Renovierungskünstler auf Grund seiner maritimen Verbundenheit nach Wien bringen ließ und liebevoll restaurierte.
Das 20m lange, 7m hohe und 20 Tonnen schwere Schiff fand am Hang des Predigtstuhls, einem Plateau des Wiener Wilhelminenbergs, unterhalb der Villa Aurora seinen endgültigen „Liegeplatz“.
Jeder phantasiebegabte Gast kann sich dort jederzeit auf eine erlebnisreiche Seereise in seiner persönlichen Gedankenwelt begeben, oder das Wasserfahrzeug für ein Kapitänsdinner mit wunderbarem Blick auf Wien mieten. Einige leidenschaftliche Seefahrer aus Wien haben dem Vernehmen nach bereits auf dem hölzernen Deck der „Arche Aurora“ in Vorfreude auf eine Urlaubskreuzfahrt entlang der dalmatischen Küste im Rahmen einer Farewell Party ausgiebig gefeiert. An Deck und im Steuerhaus des uralten Fischkutters, dessen Positionslichter allabendlich leuchten, riecht es tatsächlich noch nach Fisch und Salz. Menschen mit maritimer Passion finden hier das passende Ambiente, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Die „Arche Aurora“ ähnelt ein bisschen einem Trabakel, dem klassischen Segelschiff, das Dalmatien während des 18. Und 19. Jahrhunderts sowohl für Lastentransporte als auch im Fischfang Verwendung fand. Die stabile Holzkonstruktion überstand so manchen Sturm während der vielen Jahre, in denen der Kahn tonnenweise Fisch in die jeweiligen Häfen brachte. Etliche Schiffe dieser Bauart trotzten jahrzehntelang allen Wetterkapriolen und dienten ihren Eigentümern als verlässliche Gefährte.
Im 20. Jahrhundert wurden dann immer weniger Holzschiffe gebaut. Stahl und später Kunststoff lösten das seit Jahrhunderten bewährte Material im Schiffsbau ab. Auch Segelyachten und edle Motorboote werden heute nur noch in kleinen Serien
Die Seefahrt ist nur ein wichtiger Aspekt kroatischer Lebenskultur, besonders aber erfreuen die Vielfalt der gesunden Küche und deren Ingredienzien wie Olivenöl oder Tomaten aus den fruchtbaren Küstenregionen sowie die Früchte des adriatischen Meeres die kontinentalen Feinschmecker.
Die Begeisterung des innovativen Küchenchefs um romantischen Restaurant der Villa Aurora für die Gaumenfreuden Dalmatiens animierte ihn zur Kreation einer besonderen Spezialität, dem „Cordon de Dubrovnik“, einer feinen Roulade zu Ehren der Weltkulturerbe-Stadt an der südlichen Adriaküste. Bereits bei der Beschreibung der Zubereitung kann so manchem/r GenießerIn das Wasser im Munde zusammenlaufen: Kleine in Butter und Slijovivca getränkte Stückchen von „Svinjska sunka“, dem Schinken vom Hausschwein sowie mildes Duvec aus Lamm- und Rindfleisch, ferner Tomaten, Kartoffeln und Reis bilden die Grundlage der Füllung. Hinzu kommen noch „Blitva“ (Mangold) und „Siskrline“ (Schupfnudeln) sowie „Ajvar“, das Püree aus Paprika und Auberginen. Eingehüllt ist diese außergewöhnliche Schnitzel-Fülle in „Prsut“, dem dalmatinischen Rohschinken. Diese Speise wird mit geriebenem „Paski sir“, dem Käse von der Insel Pag serviert. Ein Glas „Dingac“, der preisgekrönte Rotwein von der Halbinsel Peljesac, rundet das lukullische Erlebnis ab. Als Nachtisch wird immer „Savijaca od smokava“, der typische Feigenstrudel in Vanillesauce gereicht.
Die erwähnte originelle Speisenfolge im Rahmen eines „Kroatischen Festmahls“ (ab 20 Personen auf Vorbestellung) im Ambiente der altehrwürdigen Villa Aurora nährt jedenfalls die Sehnsucht nach Reisen zu den Sehenswürdigkeiten der dalmatinischen Küste.
Michael Ellenbogen
Spezialitätenrestauration
Villa Aurora
Wilhelminenstraße 237
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