Villa Aurora
Wiens letzter Bergbauernhof mit EislaufplatzVor rund einhundert Jahren befanden sich viele kleine Dörfer vor den Toren der österreichischen Hauptstadt, die damaligen sogenannten Vororte. In den nunmehrigen Außenbezirken lassen sich auch jetzt noch historisch bedeutende Bauwerke dieser Zeit entdecken.
Wiens letzter Bergbauernhof mit Eislaufplatz
Gras, Gestrüpp und die Ranken wilden Weins überwucherten lange Jahre einige dieser Bauten: Auf dem Predigtstuhl-Plateau des Wilhelminenbergs in Ottakring ließ im Jahre 1896 Erzherzog Rainer von Österreich, ein Cousin Kaiser Franz Josephs, einen Bauernhof errichten. Das einfache Landleben begeisterte den bescheidenen Mann, der aber gleichzeitig die Nähe zu Wien nicht missen wollte. Die Vieh- und Milchwirtschaft sollte eine wichtige Tätigkeit auf seinem Anwesen werden, ergänzt durch zahlreiche Obstkulturen, die auf den großen Wiesen gediehen. Im Frühsommer garantierte die Weichselernte eine Produktion von Marmeladen und Fruchtsäften, die auf den Wiener Märkten feilgeboten wurden. Äpfel, Birnen und Zwetschken galt es dann behutsam zu allerlei wohlschmeckenden Speisen wie z.B. Wiener Strudeln zu verarbeiten. Auch die Milch wurde täglich in den benachbarten Dörfern, aber auch im Zentrum Wiens verkauft. Zu den Abnehmern zählten kleine Molkereien ebenso wie Gastwirte.
Innerhalb des Anwesens befindet sich darüberhinaus auch heute noch eine große Villa, die der Erzherzog später als Meierei und Gastwirtschaft nutzen ließ. Einige der auf seinem Landgut hergestellten Lebensmittel fanden somit auch Eingang in die Vielfalt der typischen Wiener Küche und ihren klassischen Desserts wie Milchrahmstrudel, Gugelhupf, Marillenknödel und Torten. Die Wiener Küche ist übrigens weltweit als einzige nach einer Stadt und nicht nach einer Region oder einem Land benannt.
Das Ableben des Erzherzogs sowie die beiden Weltkriege prägten das langsam in Vergessenheit geratene Anwesen. Erst Anfang der 1990er Jahre restaurierte der renommierte Wiener Konzept- u. Renovierungskünstler Friedrich Robert Falkner mit viel Feingefühl das brachliegende Ensemble, die Villa und den Bauernhof. Der auf Authentizität bedachte Künstler beschäftigte sich ausgiebig mit der Geschichte dieser Häuser und stieß dabei in Bibliotheken und Museen auf wichtiges Archivmaterial wie Gemälde sowie das eine oder andere vergilbte Lichtbild aus den Kindertagen der Fotografie. Die besondere Effizienz der Revitalisierung des Anwesens lag nicht darin, mit modernen Materialien alte Baustrukturen neu aufzubauen, sondern diese mit alten Stücken aus der Zeit, wie Türen, Fenstern, Holzböden u.v.m. wieder zu komplettieren. Auch der frühere Bergbauernhof erhielt auf diese Weise seinen einstigen Charakter zurück.
Mittlerweile haben sich die historischen Gebäude vollends als beliebte Wiener Wahrzeichen mit Genuss-Charakter etabliert und die Besucher, die nicht nur aus der Stadt an der Donau kommen, sondern auch aus fernen Ländern wie China oder Australien anreisen, schätzen den Charme des Einfachen und Ursprünglichen. Die Städter haben ein Landleben auf Wiener Stadtgebiet für sich entdeckt: Sich im Gehöft einzumieten und ein fröhliches Fest zu feiern hat besonders im Winter seinen Reiz und die Alltagssorgen bleiben draußen vor den Toren des ehrwürdigen Gutshofs. Die beiden Gebäude am Rande des Wienerwaldes bieten den Besuchern einen Aufenthalt, frei nach dem Motto: „Die ländliche Facette der Großstadt Wien genießen“.
Landgut „Villa Aurora“ mit Natureislaufplatz „Pieter Bruegel“ 1160 Wien, Wilhelminenstraße 237 Tel.: ++43/1/489 33 33